Reiseberichte

 

Extremadura 2016/2017/2018

 

Extremadura-Reise Dezember 2016 bis Januar 2017


Im Winter 2016 waren wir mal in einer ganz anderen Gegend unterwegs. Wir sind anstatt nach Nordeuropa nach Südeuropa gefahren, genauer gesagt in die Extremadura.

Diese Region liegt in Spanien in der Mitte der Iberischen Halbinsel. Also weit weg von unseren bisherigen Hautreisezielen Norwegen, Schweden und Finnland.

Hier überwintern viele Zugvögel, die wir in den nördlichen Gefilden bereits während ihres Zugs und beim Brüten beobachten konnten und über die wir unter anderem in unseren Naturdokus „Vogelbeobachtungen in Skandinavien“ und „Naturparadies Dümmer“ berichten.

Den Zugvögeln nach Spanien in ihre Winterquartiere zu folgen, war also nur logisch. Ausserdem ist die Extremadura bei Ornithologen und Vogelbeobachtern gleichermaßen legendär. Oft sind wir von Gleichgesinnten auf unseren Reisen gefragt worden, ob wir schon mal in der Extremadura waren. Nein, leider nicht. Der Wunsch dorthin zu reisen wurde durch jede Frage und jede Erzählung über die dort beobachteten Vögel stärker.

Im Dezember 2016 war es dann soweit: Wir machten uns das erste Mal auf in die Extremadura. Mit der gesamten Foto- und Filmausrüstung sowie warmer Kleidung sind wir mit unserem Wohnmobil (mit Winterreifen) über die Cote d´Azur Richtung Spanien aufgebrochen. In Plage de Piemanson in der Camarque konnten wir die ersten großen Zugvögelschwärme beobachten: Kraniche. Außerdem gab es im Flachwasserbereich der Rhone-Mündung mit ihren unansehnlichen Industrieanlagen reichlich schöne Rosaflamingos zu sehen.


  



Bis Barcelona ging es an der Mittelmeerküste entlang, dann über Lleida und der Laguna de Gallocanta bei nächtlichen Minusgraden ins Landesinnere und an Madrid vorbei bis nach Trujillo, mitten in der Extremadura. Der schöne Plaza de Major war weihnachtlich geschmückt - überhaupt herrschte überall Weihnachtsstimmung. Festlich gekleidete Familien trafen sich mit Freunden und Bekannten in Restaurants und die Kinder standen im Mittelpunkt.



  


Ziemlich schnell hat sich herausgestellt, dass die Extremadura wesentlich mehr zu bieten hat, als "nur" die Vogelwelt. Die vielfältigen Hinterlassenschaften aus der Jungsteinzeit, die Zeugnisse aus der Römerzeit, von den Mauren und den Christen sind beeindruckend.


  

  


Für uns stand schon während dieser ersten Reise fest, dass wir einen Film nicht wie zunächst geplant „nur“ über die Natur machen sollten, sondern auch der Kultur ihren Platz geben müssen. Die Extremadura auf ihre Natur zu beschränken wird dieser Gegend einfach nicht gerecht.


Natürlich haben wir uns schon vor der Reise über die unbedingt sehenswerten Birding Locations informiert und sind diese der Reihe nach abgefahren. Einige dieser Stellen haben wir sogar mehrmals besucht. Zum einen, weil uns diese Plätze besonders gut gefallen hatten, zum anderen, weil manchmal einfach das Wetter nicht so mitspielte, wie wir es für die gewünschten Aufnahmen gerne gehabt hätten.

Wir sind aber nicht nur nach Plan gereist, dass ist zu langweilig. Oft haben wir uns von der Landschaft inspirieren lassen und sind einfach unserem Instinkt gefolgt. Dabei haben wir abseits der bekannten Stellen tolle Entdeckungen gemacht. Schwierig war es allerdings gute Übernachtungsstellplätze in der Natur zu finden. Diese sind für stimmungsvolle Morgen- und Abendaufnahmen recht hilfreich, weil man dann zum Sonnenauf- und -untergang nicht erst weite Anfahrten zu geeigneten Locations unternehmen muss. Die Extremadura ist aber zu allergrößten Teilen in privatem Großgrundbesitz, so dass oft neben den Straßen gleich die typischen Natursteinmauern oder Zäune das Anhalten erschweren.


  


Aus Skandinavien kennen wir es, dass man eigentlich so gut wie überall übernachten kann. An diese anderen Verhältnisse in Spanien mussten wir uns erst gewöhnen. Immerhin gibt es in der Extremadura viele offizielle kostenlose Wohnmobilstellplätze direkt in oder am Rand der Ortschaften.

Und einige (wenige) Campinglätze. Für uns haben sich bald Parkplätze an den vielen Stauseen als ideale Übernachtungsplätze herausgestellt.


  


Auf dieser ersten Extremadura-Exkursion haben wir die meisten Aufnahmen für unseren Film „Extremadura - Das ursprüngliche Spanien“ machen können. Neben Vögeln wie Wespenbussard, Wiedehopf, Südlicher Raubwürger, Raufußbussard, Kiebitz, Goldregenpfeifer, Star, Rothuhn, Gänsegeier, Schmutzgeier, Mönchsgeier, Kaiseradler, Kranich, Kuhreiher, Nachtreiher, Steinkauz und vielen anderen


  

  


haben uns die kleinen Ortschaften wie Trujillo, Caceres, Merida, Benquerencia del la Serena, Alcantara oder Guadalupe begeistert.


  

  

  


Und die tollen Landschaften, beispielsweise die Dehesa zwischen Plasencia und Trujillo, der Nationalpark Monfragüe, die Naturparks Los Barruecos und Cornalvo und die Gegend um den Fluss Tajo an der portugiesischen Grenze. Nicht zu vergessen die im Frühling blühenden Steppengebiete. Und, und, und.


  

  

  


Die Temperaturen lagen im Januar tagsüber um die 20 Grad, nachts um den Gefrierpunkt und auch mal deutlich unter -5 Grad.

Schnee gab es gar nicht, aber, besonders in den Bergen, oft vereiste Straßen. Und viel, viel Nebel (bancos de niebla).

Wir haben erfahren, dass mit einem Wohnmobil (obwohl unseres wirklich recht klein ist) die spanischen Ortschaften mit ihren engen Sträßchen eine Herausforderung sind, nicht nur in der Extremadura. Doch die Autobahnen sind neu, kostenlos und leer.

Ende Januar ging es dann wieder zurück nach Deutschland, diesmal quer durch Frankreich, genau die Strecke, die wir bei den nächsten Hinreisen zur Extremadura nehmen würden. Denn dass wir wiederkommen würden stand fest. Immerhin sind einige der hier lebenden Vögel Zugvögel und die verbringen den Winter in Afrika, kommen also erst im Frühjahr wieder.

Fahrstrecke ca. 7.500 km.




Extremadura Reisen April bis Mai 2017 und März bis Mai 2018


Die Anreise zur zweiten Extremadura-Exkursion fand im April 2017 statt, die zur dritten im März 2018. Beide Male sind wir über Holland, Belgien und dann quer durch Frankreich an Paris vorbei zur Atlantikküste nach Le Teich bei Bordeaux gefahren, immer schön die mautpflichtigen Autobahnen meidend. Dadurch haben wir ca. 250.-  € Mautgebühren gespart und viele schöne kleine französische Orte zu Gesicht bekommen.

Le Teich ist toll. Hier gibt es einen kostenlosen Stellplatz gleich neben einem Vogelschutzgebiet, nicht weit entfernt von der größten Sanddüne Europas, der Dune du Pilat. Der vogelkundliche Park kostet zwar Eintrittsgeld (und die Düne natürlich auch ;-)), dafür sind im Schutzgebiet viele Beobachtungstürme und

-hütten aufgestellt. Hier konnten wir viele Vögel beobachten wie Löffler, Schwarzmilane, Brandgänse, Stelzenläufer, Rotschenkel, Grünschenkel, Haubentaucher, Höckerschwäne, Uferschnepfen, Seidenreiher, Silberreiher, sowie Eidechsen, Schildkröten und Nutria.


  

  


Über Biarritz, Zumaia, Vitoria-Gasteiz und Salamanca ging es anschließend in das für seine Kirschen bekannte Jerte-Tal ganz im Norden der Extremadura. Leider war im April die Kirschblüte schon vorbei und auf der dritten Anreise im März 2018 lag hier noch reichlich Schnee, alle Laubbäume waren kahl und die Kirschblüte war in weiter Ferne. Schade!


  


Mitte April 2017 war es deutlich kälter als zuvor im Dezember/Januar 2016/17 und auch kälter als im April 2018. Erst ab Ende des Monats zogen die Temperaturen an. Das Wetter war durchgehend angenehm bis max. um die 30 Grad, wenig Regen, dafür ordentlich Sonne mit fotogenen Wolken.

Auf der zweiten Reise haben wir uns neben den bereits zuvor besuchten Plätzen, die uns besonders gefallen hatten, neue Ziele vorgenommen. Das waren beispielsweise das Jerte-Tal, der bis auf 1430 m führende Bergpass Puerto de Honduras, auf dem wir schöne Übernachtungsplätze gefunden haben, sowie die mehr als 500 Jahre alte Eiche Roble del Romanejo und die Ortschaften Hervas sowie Banjos de Monte Mayor.


  


Die sehenswerte Schlucht Garganta de los Infiernos im Jerte Tal haben wir im März 2018 besucht.




Im Nationalpark Monfraqüe haben wir uns lange bei den Vogelfelsen Portilla del Tiètar und Salto del Gitano aufgehalten, wo deutlich mehr Birder unterwegs waren als im Winter, oft als Gruppen in organisierten Birdingtouren.


  


Haben uns jetzt im Frühling mehr auf die Vögel konzentriert, die wir bis dato noch nicht oder nicht gut genug vor die Linsen bekommen hatten, wie Häherkuckuck, Blauelstern, Bienenfresser, Weidenmeisen, Großtrappen, Schwarzstörche, Schlangenadler, Zwergadler und unzählige Milane.



  
  

  


Einige, z.B. den Gleitaar, haben wir aber bisher immer noch nicht entdecken können, wir müssen wohl nochmal in die Extremadura reisen.

Kaiseradler haben wir des öfteren beobachten können aber leider waren sie zu weit weg, um davon ordentliche Aufnahmen für unseren Film zu machen. Spannend war es trotzdem.


  



Die großen Storchennester auf den Kirchentürmen, Dächern, alten Aquädukten, auf Bäumen und Felsen waren im Frühling von brütenden Störchen besetzt.


  



Unmengen von Geiern konnten wir nun auch oft beim gemeinsamen Mahl beobachten, bei dem sie sich mit imponierend hüpfenden Bewegungen gegenseitig Respekt verschaffen.



  


Auch die unterschiedlichen Baustile der unzähligen historischen Gebäude, die vielen Burgen und Dolmen aus der Jungsteinzeit haben wir nun genauer unter die Lupe genommen. Der mudejare Bauspiel mit seinen typischen Hufeisenbögen, Terrakottaziegeln und Kacheln hat uns besonders gefallen. Aber auch die vielen römischen Tempel und Paläste waren nicht ohne. Viele Stunden haben wir zwischen alten Ruinen verbracht.


  


Wie in Spanien üblich bestanden unsere Mahlzeiten auch diesmal wieder hauptsächlich aus Baguette, Schinken (Jamon Iberico und Jamon Serano), Käse und Oliven, Honig sowie viel Obst und rohem Gemüse. Wenn wir darauf mal keinen Appetit hatten gab es Menu del Dia, kostengünstig, umfangreich und meist super lecker - nicht immer. Je weiter weg von den Touristenströmen (wenn man davon in der Extremadura überhaupt sprechen kann), desto besser und günstiger war das Menu del Dia.

Für uns Norddeutsche sind ja um die 30 Grad schon hitzeverdächtig und wir haben auf den Frühlingsexkursionen in der Extremadura ständig nach erfrischenden Bademöglichkeiten gesucht, leider meist vergebens. Für Spanier sind 30 Grad noch frostige Temperaturen, daher waren alle, wirklich alle an Flüssen und Bächen naturbelassen Badestellen, die Banjos Naturales, noch geschlossen. Sie lagen meistens sehr idyllisch und einsam zwischen schattigen Bäumen. Geschlossen bedeutet einfach, dass die Wasserbecken, mit sonst aufgestautem Wasser offen, also leer waren. Wenn doch mal Wasser drin war, war es leider viel zu kalt. Baden unmöglich.




Das Wasser in den vielen großen Stauseen war wegen der steilen Ufer nur schwer zu erreichen. Machmal war das Baden dort aber trotzdem möglich und eine Wohltat. Danach konnten wir es auch in den schattenlosen Steppengebieten mit ihrer interessanten Vogelwelt gut aushalten.


Im Frühjahr 2018 haben wir unseren Extremaduraufenthalt noch um einen mehrwöchigen Ausflug nach Andalusien erweitert. Nach wieder vielen neuen Eindrücken ging es nach beiden Reisen Ende Mai zurück nach Deutschland.

Fahrtstrecke im Frühling 2017 ca. 7.700 km.

Fahrtstrecke im Frühling 2018 ca. 10.000 km.


Aus allen drei Reisen haben wir unsere Filmaufnahmen zur Mutivisionsshow „Extremadura - Ursprüngliches Spanien“ zusammengestellt, die auch auf DVD und Blu-ray erhältlich ist. Richtig gut geworden, sagen nicht nur wir ;-). Und die bewegten Filmaufnahmen bringen die Eindrücke doch noch besser rüber als Fotos.


 
 
 

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