Vogelbeobachtungen
Vogelbeobachtungen
Vogelbeobachtungen auf Mallorca im Januar 2012
Das Jahr 2012 begann für uns schon mal sehr gut. Wir hatten das große Glück für eine Woche dem tristen Januarwetter hier in Hannover entkommen zu können. Uns hat es nach Mallorca verschlagen und das genau zur richtigen Zeit. Seit Wochen war es in Hannover grau und trostlos. Auf Mallorca dagegen Sonnenschein, tagsüber über 15 Grad, ein Blumenmeer und, was für uns besonders wichtig ist, viele Vögel, sowohl Zugvögel als auch zum Teil seltene und in Mitteleuropa nicht vorkommende Arten.
Um die Frage zu klären, wo man auf Mallorca Vögel beobachten kann, habe ich das Internet befragt. Ich habe einfach nachgelesen wohin Reiseveranstalter, die auf Vogelbeobachtungen spezialisiert sind, mit ihren Kunden fahren. Danach standen für uns als Ziele der Naturpark Albufera, die Sierra del Norte zwecks Mönchsgeier, das Bóquertal, die Salinas de Llevant und der Naturpark Mondrago zur Auswahl.
Da sich unser Quartier in der Nähe von Santanyi befand, sind wir als erstes zum Naturpark Mondrago gefahren. Dieser liegt lediglich 10 Autominuten entfernt. Schon auf dem Weg dorthin, auf schmalen Straßen begrenzt mit traditionellen Steinmauern, konnten wir auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen Oliven- und Mandelbäumen viele Vögel hören und sehen.
Unsere Vorfreude wuchs und auf dem Parkplatz hat sich jeder sein Fernglas und seinen Fotoapparat umgehängt. In dem am Parkplatz befindlichen ganzjährig geöffneten Informationshäuschen konnten wir eine kostenlose Karte über das Gebiet mitnehmen. Wir haben uns nach dem Studium der Karte für den rot eingezeichneten Weg entschieden und sind langsam, leise und aufmerksam durch den schütteren Wald bis zum Torrent de ses coves del Rei gegangen.
Um uns herum zwitscherten die Vögel, nur zu Gesicht bekamen wir erstmal keinen. Und wenn wir doch mal einen sahen, war er gleich wieder weg. So konnte das nicht weitergehen und daher haben wir uns am Torrent auf die Lauer gestellt. Zwischen mannshohen Büschen mit Blick auf das Brackwasser haben wir uns postiert und nicht mehr bewegt. Das war wohl die richtige Taktik, denn bald kam uns im Schilfgürtel ein Zilpzalp (Phylloscopus collybita) vor die Kamera
und wenig später ein Schwarzkehlchen (Saxicola torquata).
Da wir vorher noch nie Schwarzkehlchen gesehen hatten und zunächst nicht wussten, was das für ein Vogel ist, haben wir die Vögel „Hübsche“ genannt, was nach einem Blick auf das Foto wohl für jeden verständlich ist.
Auch ein weibliches Schwarzkehlchen konnten wir wenig später fotografieren. Und dann sahen wir sie öfter und öfter, die „Hübschen“.
Anschließend sind wir weiter zur Bucht S´Amarador und auf dem violett eingezeichneten Weg, auf dem auch wieder viele Schwarzkehlchen zu beobachten waren, bis zum Parkplatz spaziert.
Auf diesem Parkplatz hatten wir schon vor einigen Jahren Wiedehopfe beobachten können und wir hofften, sie dort auch diesmal wieder anzutreffen. Und tatsächlich flog einer, kaum dass wir angekommen waren, sehr nah an uns vorbei. Leider konnten wir kein Foto von ihm machen, da andere Spaziergänger nicht so ruhig unterwegs waren und den Vogel aufgeschreckt hatten.
Stattdessen konnten wir eine Theklalerche (Galerida theklae) ausgiebig bei der Nahrungssuche beobachten.
Als uns der Weg wieder in den Wald führte, erblickten wir ein Fichtenkreuzschnabel Weibchen (Loxia curvirostra) in einer Kiefer.
Weiter ging es auf dem grün eingezeichneten Weg wieder zurück zur Bucht S´Amarador und kurz vor dem Parkplatz, wo unser Auto stand, sahen wir noch einen Turmfalken (Falco tinnunculus) auf einer Stromleitung sitzen.
Auf dem Rückweg zu unserem Feriendomizil kamen wir an einem Acker, der gerade mit einem Traktor bearbeitet wurde, vorbei, auf dem mehr als 80 Kuhreiher (Bubulcus ibis) Nahrung suchten. Wir konnten sie gut eine Stunde lang ausgiebig beobachten, filmen und fotografieren. Dabei sahen wir, dass sich zwischen den Kuhreihern mindestens ebenso viele Bachstelzen (Motacilla alba) befanden.
Als nächstes fuhren wir zum Naturpark S´Albufera, in der Nähe von Alcudia. Der Himmel war am Morgen zwar bedeckt, aber wir waren voller Hoffnung, dass die Wolken im Laufe des Tages noch verschwinden würden und wir gutes Licht zum Fotografieren bekommen würden.
Es war ein Sonntag und mit uns starteten noch andere Vogelkundler, wie wir ausgestattet mit Fernglas und Fotoapparat, vom Parkplatz aus ihre Erkundungstour durch den Naturpark. Der Weg führt am Gran Canal entlang und wir konnten in den Büschen auf der gegenüber liegenden Kanalseite eine große Anzahl Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) dösen und auf die Nacht warten sehen.
Im Informationszentrum haben wir uns als Besucher angemeldet und eine kostenlose Karte des Gebietes sowie eine Liste mit im Park im Jahr 2011 beobachteten Vogelarten bekommen. Zur Einstimmung haben wir die im kleinen Raum des Informationszentrums ausgestellten Fotos bewundert.
Wir starteten unseren Rundgang auf dem Weg zu den Beobachtungshütten an den kleinen Seen (in der Karte ist das der grüne Weg)
und ließen uns für längere Zeit in der Hütte Nr. 13 nieder.
Von dort aus konnten wir ca. 6 Purpurhühner (Porphyrio porphyrio) beobachten, die sogar schon gebalzt haben.
Purpurhühner sind Rallenvögel und im südlichen Europa, Südostasien, Zentralafrika sowie im Nordwesten und Nordosten von Australien weit verbreitet. In Europa sind sie insbesondere im mediterranen Mittelmeerraum anzutreffen. Populationen leben hier insbesondere auf der Iberischen Halbinsel, auf den Balearen, auf Sardinien sowie rund um das Kaspische Meer. Insgesamt leben sie nur in subtropischen und tropischen Regionen, wobei Sümpfe und Feuchtgebiete zu ihren natürlichen Lebensräumen gehören. Das Purpurhuhn hat eine Körperlänge von 45 bis 50 Zentimetern, eine Flügelspannweite von 80 bis 100 Zentimetern und kann zwischen 700 und 1000 g schwer werden.
Da wir lange allein und ruhig in dieser Hütte gesessen haben, trauten sich die Löffelenten (Anas clypeata)
und die Krickenten (Anas crecca)
sehr nah heran und gründelten direkt vor der Hütte.
Ein Paar Stockenten (Anas platyrhynchos) lebte ihre Frühlingsgefühle aus.
Und zu unserem großen Glück konnten wir ein Kammblässhuhn (Fulica cristata) identifizieren und fotografieren.
Auch das Kammblässhuhn ist ein Rallenvogel und sieht dem „normalen“ Blässhuhn sehr ähnlich. Zu unserem Glück war es im Prachtkleid und so konnten wir es an den zwei roten Auswüchsen auf der Stirn erkennen. Das Kammblässhuhn lebt an stark bewachsenen, stehenden Gewässern und kommt in Afrika südlich der Sahara und auf Madagaskar vor, wo es die Rolle des Blässhuhns übernimmt. In Nordafrika, Südportugal und Südspanien lebt es im gleichen Lebensraum wie dieses.
Am frühen Nachmittag entschlossen wir uns kurzfristig den angeblich 6 km langen, auf der Karte rot gekennzeichneten Weg zu erkunden. Laut der Schilder sollte dieser Rundweg ca. 2 Stunden dauern und das hätte genau in unsere Planung gepasst. Wir haben jedoch für den Weg 3,5 Stunden gebraucht, da wir langsam und aufmerksam gegangen sind und öfter stehen blieben, um mit dem Fernglas die Gegend abzusuchen
Von den unzähligen Rotkehlchen (Erithacus rubecula), die neugierig immer mal wieder nah an uns herankamen, konnten wir eines auf einer Kanalbrücke wunderschön fotografieren.
Selbst eine Ratte kann auf Mallorca süß aussehen.
In dem Kanal, an dem der Rundweg entlang führt, sahen wir neben unzähligen Blässhühnern immer wieder Purpurhühner, die schnell das Weite suchten, kaum dass sie uns gehört haben.
Vom Weg im Schilfgürtel hatten wir keine guten Beobachtungsmöglichkeiten. Erst als der Schilfgürtel zu Ende war und der Weg über Weide- und Ackerflächen weiterführte, konnten wir einige Limikolen in den flachen Wasserstellen sowie Kuh- und Seidenreiher (Egretta garzetta) zwischen frei herumlaufenden Rindern
und eine große Schar Kiebitze (Vanellus vanellus) erkennen.
Mittlerweile wurde es immer später und später, der Weg dauerte schon jetzt viel länger als eingeplant und wir hatten noch nicht mal die Hälfte der Strecke hinter uns. Kurz bevor es wieder in das Schilfgebiet ging und es schon zu dämmern begann, kamen wir zu einem Beobachtungsturm, auf dem 2 Männer standen. Die Frage, was die beiden zu dieser Tageszeit noch beobachten wollten, klärte sich schnell: Unzählige Stare (Sturnus vulgaris) zogen in mehreren Schwärmen vorbei und boten über den Schilfflächen vor dem Gebirge ein fantastisches Schauspiel.
Da hätten wir beinah die hübschen Kolbenenten (Netta rufina) übersehen, die auf dem kleinen See vor dem Beobachtungsturm umher schwammen. Mit dem Fernglas konnten wir sie noch gut erkennen, aber für ein Foto war es leider schon zu dunkel. Als wir dann endlich vom Turm Richtung Auto aufbrechen wollten, bemerkten wir 14 Kraniche (Grus grus), die über unseren Köpfen kreisten. Wie wir erfuhren, ist der Anblick von Kranichen hier auf Mallorca eine Seltenheit.
Der Naturpark S´Albufera hat uns an diesem Tag viel geboten und wir haben bis zum Anbruch der Dunkelheit gebraucht, um wieder zu unserem Auto zurückzukommen. Das Parktor war schon geschlossen und wir mussten über eine Mauer klettern um das Gelände wieder verlassen zu können. Etwas müde aber glücklich und zufrieden mit den vielen Beobachtungen traten wir unsere einstündige Rückfahrt an.
Zwei Tage später, immer noch bei schönstem Sonnenschein, fuhren wir zu den Salines de Llevant, den ältesten Salinen von Spanien. In den Salinen wird zur Salzgewinnung Meerwasser auf künstlich angelegte Salzfelder gepumpt und wenn das Wasser dank Sonne und Wind verdunstet ist, kann das zurückgebliebene Meersalz geerntet werden. Hier sind nicht nur die riesigen schneeweißen Salzberge super fotogen. Solange sich Meerwasser in den Salzfeldern befindet, sind hier viele unterschiedliche Vögel anzutreffen; wenn man Glück hat auch Flamingos auf der Suche nach Salzkrebsen.
Bevor wir zu den Salines de Llevant gefahren sind, haben wir noch einen kurzen Abstecher in den Ort Colonia de Sant Jordi unternommen, der zu dieser Jahreszeit wie ausgestorben wirkt. Zumindest ein Alpenstrandläufer (Calidris alpina) war auf der Straße mitten im Ort unterwegs.
Bei den Salinen angekommen stellte sich uns die Frage, wo wir unser Auto parken sollten. Auf dem Parkplatz am bekannten Sandstrand Es Trenc muss man auch im Winter Parkgebühren bezahlen und dazu hatten wir verständlicherweise keine Lust. Also haben wir unser Auto vorn an der zu den Salinen gehörenden Manufaktur abgestellt und sind von dort, natürlich wieder mit Fernglas, Fotoapparat und Stativ ausgerüstet, losgegangen.
Als erstes sahen wir eine große Gruppe Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus), wunderschön anzusehen mit ihren rotbraun gefärbten Federn auf dem Nacken, die wie eine Kappe aussehen.
Kurz darauf kamen uns langbeinige Stelzenläufer (Himantopus himantopus) vor die Linse
und auf einem etwas weiter entfernten Salzfeld konnten wir Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) erkennen.
Die rosafarbenen Flamingos waren leider zu weit entfernt,
aber einige jüngere Exemplare, die jedoch noch nicht oder nur leicht rosa gefärbt waren, waren so nett, in der Nähe des Weges nach Nahrung zu suchen.
Auch einige Brandgänse (Tadorna tadorna) konnten wir zwischen den Rosaflamingos (Phoenicopterus ruber) ausmachen und uns wurde nun klar, wohin der Trupp, der einige Tage zuvor bei einem Strandspaziergang am Es Trenc über uns hinweg flog, abgeblieben war.
Kurz vor dem Waldgebiet trafen wir auf einen Seidenreiher in Gesellschaft eines Graureihers (Ardea cinerea).
In der Ferne kreisten Weihen über die Salinen, jedoch konnten wir wegen der großen Entfernung nicht erkennen ob es sich um Korn- oder Wiesenweihen handelt.
Ein Fischadler (Pandion haliaetus) war etwas näher dran.
Nachdem wir im Salz-Shop noch einige Tüten Meersalz gekauft hatten, sind wir wieder zu unserem Feriendomizil zurückgefahren.
Immer, wenn wir auf Mallorca sind, steht ein Besuch des Castell de sa Punta de n'Amer bei Sa Coma auf dem Programm. So auch diesmal. Anfangs folgten wir dem felsigen Pfad am Meer entlang. Auf einem Felsen im Meer saß eine Möwe, die Uwe zum Glück fotografiert hat. Später, als wir im Kosmos-Vogelführer die Art bestimmen wollten, haben wir festgestellt, dass es sich bei dieser Möwe um eine der seltenen Korallenmöwen (Larus audouinii) handelt, die weltweit nur im westlichen Mittelmeerraum anzutreffen ist und deren Brutpopulation nur noch aus 15.000 Paaren bestehen soll. Es steht dort sogar, dass es die seltenste Möwenart der Welt sein soll!
In der Nähe des Castell gelang es mir dann auch endlich einen Wiedehopf (Upupa epopos) zu fotografieren.
Der Rückweg zum Auto führte uns durch lichten Wald und da wir immer aufmerksam die Umgebung beobachten, konnten wir auf einer Wiese weitere Wiedehopfe erkennen,
die zusammen mit Goldregenpfeifern (Pluvialis apricaria) nach Nahrung suchten.
Wieder zurück bei unserem Feriendomizil machten wir noch einen Spaziergang zum höher gelegenen Kloster Oratori de la Consolació, da wir auf einen schönen Sonnenuntergang hofften. Im Kloster waren sonst keine Besucher und so hatte der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) das Gebäude ganz für sich und konnte aus dem tropfenden Wasserhahn seinen Durst löschen.
Am nächsten Tag sind wir durch das Bóquertal in der Nähe von Port de Pollença im Nordosten Mallorcas gewandert. Nicht nur im Internet hatte ich gelesen, dass das Bóquertal besonders im Frühjahr und im Herbst für Ornithologen sehr interessant sein soll. Auch in Wanderführern steht das geschrieben. Voller Vorfreude sind wir von Port de Pollença aus los gewandert. Erst geht es an der Finca Bóquer vorbei, dann durch ein Felsentor in das fast baumlose Tal. Von der Calla Vall de Bóquer hat man einen schönen Blick auf die vorgelagerte Insel Es Colomer (die Insel der Felsentauben). Im Tal war lautes Vogelgezwitscher zu hören, zu sehen bekamen wir die Sänger jedoch leider nicht.
Wenigstens konnten wir auf einem Mandelbaum einen kurzen Blick auf eine Samtkopf-Grasmücke (Sylvia melanocephala) erhaschen.
Im Himmel über dem Felsentor kreisten Greifvögel und unten in der Bucht tauchte eine Krähenscharbe(Phalacrocorax aristotelis) nach Fischen.
Anschließend besuchten wir noch das ca. 25 km vom Bóquertal entfernte Cap Formentor, den nördlichsten Punkt Mallorcas. Zusammen mit uns genoss eine Mittelmeermöwe die Aussicht, wobei eher wir die Aussicht genossen und die Möwe auf ein Stück Brot von uns wartete. Erst haben wir gedacht, es handelt sich um eine Silbermöwe, aber da ihre Beine gelb und nicht hellrosa sind, ist es wohl eher eine Mittelmeermöwe (Larus michahellis).
Unser letzter Ausflug auf Mallorca führte in die Tramuntana. Wir sind an Palma vorbei nach Sóller gefahren, jedoch nicht durch den Tunnel sondern über die alte, kurvige Straße, und weiter bis zum Aussichtspunkt Mirador de ses Barques. Dort haben wir unser Auto abgestellt und sind zwischen Fincas und steinalten und skurril geformten Oliven- und Korkeichenbäumen in ein einsames Tal gewandert. Zur Selbstbedienung mit freiwilliger Zahlung wurden am Wegesrand lecker süße Clementinen angeboten. Über uns, weit entfernt, kreisten viele Geier und Adler und wir konnten den Gipfel des Puig Major mit der Radarstation erblicken. Auch hier war lautes Vogelgezwitscher zu hören aber auch hier bekamen wir die Sänger nicht zu sehen.
Mit einem Kaffee auf der Terrasse beim Mirador de ses Barques und einem beeindruckenden Blick auf Port de Sóller verabschiedeten wir uns am Nachmittag gedanklich von Mallorca.