Reiseberichte
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Teil 1: Wohnmobil Tour in Süd- und Fjord-Norwegen, Juni 2012
Als wir, mein Mann Uwe und ich, Anfang diesen Jahres anfingen uns Gedanken über unsere nächstes Reiseziel zu machen, kam uns die norwegische Insel Runde mit seinem Vogelfelsen in den Sinn. Auf Runde sind wir im Herbst 1997 schon mal gewesen, aber Herbst ist nicht die richtige Zeit, um Vögel beim Brüten zu beobachten. Damals war die Vogelbeobachtung aber auch noch nicht unser Hobby.
Da unser Wunsch, Papageitaucher mal aus der Nähe zu sehen, im letzten Jahr nicht erfüllt wurde und die Insel Runde den südlichsten Vogelfelsen Norwegens beherbergt, auf dem tausende Papageitaucher und viele andere Vogelarten brüten, entschlossen wir uns diesmal im Frühsommer auf Reisen zu gehen und Runde einen Besuch abzustatten.
Und wie es der Zufall so will, haben wir bei der Suche nach einer Fährverbindung kostengünstige Fähren von Hirtshals nach Kristianstad und zurück gefunden.
Jetzt konnten wir mit der Planung beginnen. Runde sollte nur eines der Ziele sein. Es galt noch die restlichen 3 Wochen mit Inhalt zu füllen. Anstatt noch neue Reiseliteratur zu kaufen, haben wir lieber vom norwegischen Fremdenverkehrsamt kostenlose Broschüren angefordert. Bei der Lektüre des umfangreichen Materials ist es gerade für Südnorwegen nicht einfach herauszufiltern, welches der vielen sehenswerten Ziele wir ansteuern sollten und welches nicht. Zum Glück, und weil es bestimmt nicht nur uns so geht, waren in einem der Hefte schon ausgearbeitete Autotouren enthalten und so habe ich einfach die Vorschläge kombiniert und schon stand die Planung, mehr oder weniger. Es ergab sich dabei, dass wir mehrere so genannte „Norwegische Landschaftsrouten“ befahren würden. Dies sind ausgewählte Strecken an denen zusätzlich besondere Aussichtsmöglichkeiten und andere für den Autotouristen angenehme Infrastruktur geschaffen wurden. Zur Zeit gibt es 18 Norwegische Landschaftsrouten, von denen einige erst dieses Jahr eröffnet wurden.
Ende Mai war es dann so weit. Um 16.30 Uhr sind wir bei wunderbarem Sommerwetter in Kristiansand angekommen und noch am gleichen Tag weiter zur südlichsten Stadt Norwegens, nach Mandal, gefahren.
Ein kurzer Abstecher brachte uns zum südlichsten Punkt des norwegischen Festlandes, dem Leuchtturm Lindesnes. Dort befindet sich zwischen Felsen mit Blick aufs Meer ein großer Parkplatz, auf dem man sehr schön mit dem Wohnmobil die erste Nacht in Norwegen verbringen kann.
In Flekkefjord haben wir die Holzhäuser im Holländerviertel besichtigt, in der Nähe von Åna-Sira vergeblich horizontale Gletschermühlen gesucht,
und erreichten, nachdem wir wieder an einem Leuchtturm übernachtet haben, die Norwegische Landschaftsroute „Jæren“. In Jæren ist die Landschaft offen und weit und es gibt viele landwirtschaftlich genutzte Flächen, sowie weite Sandstrände.
Wir sind hier nicht lange geblieben, da uns unser nächstes Ziel, der „Preikestolen“, ein Highlight für jeden Reisenden in Südnorwegen, magisch anzog. Beim Preikestolen handelt es sich um eine Felskanzel, die sich 604 m über dem Lysefjord befindet. Von dem 25x25 m großen Felsplateau hat man nicht nur eine fantastische Aussicht. Zusätzlich kommt noch das besondere Kribbeln hinzu, wenn man nah am Abgrund steht, da die Felswand annähernd senkrecht zum Fjord abfällt.
Um dorthin zu gelangen, mussten wir unsere erste Fähre auf dieser Reise nehmen. Es sollten noch 10 weitere folgen.
Weil wir den Preikestolen auch von unten sehen wollten, ohne eine kostspielige Bootstour auf dem Lysefjord unternehmen zu müssen, sind wir vor der Besteigung am gegenüberliegenden, nicht so touristisch erschlossenen, Fjordufer entlang gefahren und konnten dieses Foto machen.
Weiter ging unsere Fahrt nun auf der Norwegischen Landschaftsroute „Ryfylke“, die von Oanes nach Røldal führt und 183 km lang ist. Das Highlight auf dieser Strecke war für uns der Røldalsvegen, ein Streckenabschnitt zwischen Sauda und Røldal, der sich schmal, steil und kurvig bis auf 900 m hinauf ins Fjell windet. Dort war die Straße von über Wohnmobil hohem Schnee eingefasst und auch die Seen waren noch vereist. Das alles bei strahlend blauem Himmel zu sehen, war eine reine Freude. Wir haben gefühlte 1000 Fotos gemacht und ich denke es hat sich gelohnt, oder?
Anschließend fuhren wir erst am Sørfjorden entlang zum Hardangerfjord, in der Hoffnung noch etwas von der Apfelblüte mitzubekommen. Es soll im Mai am Fjordhang ein weißes Blütenmeer geben, nur als wir da waren, war es schon fast zu spät dafür. Während der Fahrt habe ich es dann doch beinahe bedauert, dass jetzt nicht Herbst ist, denn dann hätten wir uns mit frischem Obst und Beeren eindecken können. Es werden dort Äpfel, Morellen (Süßkirschen), Birnen, Pflaumen und was weiss ich noch für Leckereien angebaut. Und leider auch für Erdbeeren war es noch zu früh. Schade.
Dafür war der Abschnitt der Reise, der auf der Norwegischen Landschaftsroute „Hardanger“ entlang führte, recht abenteuerlich. Die Norwegische Landschaftsroute „Hardanger“ ist offensichtlich noch nicht fertig ausgebaut. An manchen Stellen befanden sich tiefe Schlaglöcher in der Straße, die zusätzlich hin und wieder auch sehr schmal wurde.
In Jondal haben wir mal wieder eine Fähre genommen, diesmal über den Hardangerfjord,
Und wenn man schon mal in der Gegend ist, darf man sich die Handelsstadt Bergen nicht entgehen lassen.
Vom Wohnmobilstellplatz aus ist man rasch bei den Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise Bryggen,
Bergenhus Festung oder die Statsraad Lehmkuhl, die größte Dreimastbark der Welt.
Nach so viel Trubel und einer unschönen Fahrerei auf der E39 Richtung Norden, waren wir froh endlich in Skei anzukommen. Von hier aus wollten wir zu einigen Gletscherzungen des Jostedalsbreen aufbrechen. Der Jostedalsbreen ist der größte europäische Festlandgletscher und wir waren gespannt, wie sich die Gletscherzungen im Vergleich zu 1997, als wir das letzte Mal hier waren, verändert haben. Jedoch musste der Vergleich noch etwas warten, da uns die Wettervorhersage dazu bewog, schnell zur Küste aufzubrechen. Es sollte die nächsten 3 Tage an der Küste Sonnenschein geben und hier in diesem Gebiet genauso regnen wie heute auch. Und da wie gesagt eines unserer Hauptanliegen bei dieser Fahrt die Beobachtung von Papageitauchern auf der Insel Runde sein sollte, und man das natürlich lieber bei Sonnenschein macht, sind wir kurzerhand Richtung Küste aufgebrochen. Auf dem Weg nach Runde haben wir einen Abstecher zum westlichsten Punkt Norwegens, dem Vestkap, unternommen, da ein Freund von uns vom tollen Ausblick geschwärmt hat. Am südlichsten Punkt Norwegens waren wir vor einigen Tagen ja gerade, auch den nördlichsten und den östlichsten hatten wir schon in den Jahren davor angesteuert. Jedoch die Fahrt zum westlichsten Festlandspunkt Norwegens hätten wir uns schenken können, da das Kap im Nebel lag und wir nichts sehen konnten. Aber auch gar nichts, ausser Wolken.
Das Vestkap haben wir folglich rasch wieder verlassen und sind weiter nach Runde gefahren, wo wir auf dem Campingplatz Goksøyr, der sich direkt am Fuß des Vogelfelsens befindet, eingecheckt haben.
Sofort haben wir den Besitzer des Campingplatzes an seinem speziellen Humor wiedererkannt. Er gab uns wertvolle Tipps für die Vogelbeobachtung und wies uns für unser Wohnmobil einen wunderbaren Stellplatz direkt am Meer zu.
Wir haben während unserer Zeit auf Runde Papageitaucher, Skuas
Basstölpel, Krähenscharben
Trottellummen, Tordalke
Gryllteiste, Dreizehenmöwen, Eissturmvögel, Seeadler und viele andere Vögel gesehen.
Erstaunlicher Weise hat die Wettervorhersage exakt gestimmt. Das Wetter wurde immer besser, Sonne pur und Windstille an dem Tag, an dem wir eine Bootstour zum Vogelfelsen unternommen haben. Perfekt.