Reiseberichte

 

Teil 1: Wohnmobil Tour auf dem Kystriksveien in Norwegen, August 2011

 

Obwohl wir schon seit über 25 Jahren mindestens einmal im Jahr nach Schweden, Norwegen oder Finnland fahren, gibt es immer noch Gebiete in diesen Ländern, die wir nicht kennen. Dazu gehört beispielsweise die norwegische Küste nördlich von Trondheim und südlich von Narvik.

Was liegt also näher, als endlich mal diesen Landesteil zu erkunden.

1995 ist uns auf einer Norwegenreise in einem Touristenbüro das Reisehandbuch zum Riksveien 17 in die Hände gefallen und wir haben es für die Planung späterer Touren aufgehoben. Als uns ein Freund letztes Jahr dann von seiner Idee erzählt hat, einen Teil des Riksveien 17 zu befahren, habe ich besagtes Reisehandbuch heraus gekramt und ihm mitgegeben. Dabei wurde mir bewusst, dass der Rv 17 genau an dem Küstenabschnitt Norwegens entlang führt, den auch wir noch befahren wollen.

Was lag also näher, als dieses Jahr die norwegische Küste nördlich von Trondheim und südlich von Narvik vom Riksveien 17 aus zu entdecken?

Kaum war der Entschluss gefasst, begann auch schon die Suche im Internet nach Informationen zum Rv 17. Ich wurde auch schnell fündig und begann die Informationen zu sichten.

Erstmal stellte ich fest, dass der Riksveien 17, kurz Rv17, mehrere Namen trägt. Er wird auch Fylkesvei 17 (Fv17) oder Kystriksveien (Kv17) genannt und auf seinem nördlichen Abschnitt „National Turistveg Helgelandskysten Nord“. Ich wähle aus all diesen Möglichkeiten die Bezeichnung „Kystriksveien“, Kv17.

Als Kystriksveien wird eine ca. 680 km lange Wegstrecke zwischen Steinkjer und Bodø bezeichnet, wobei streng genommen weder Steinkjer noch Bodø direkt an der Kv17 liegen. Diese beiden Städte werden aber als Start- bzw. Endpunkt angesehen.

Gut, damit stand schonmal fest wo wir starten werden. Aber was wollen wir uns alles ansehen?

Die Informationen zum Kystriksveien ergaben viele für uns interessante Ziele, zu viele für eine Reise. Es sah so aus, als wenn man Monate in diesem Gebiet reisen müsste, um alles Sehenswerte zumindest einmal kurz gesehen zu haben. Wie sollen wir uns für dieses oder jenes entscheiden? Es wurde schwer, aber schließlich hatte ich eine Tour ausgearbeitet und wir, mein Mann Uwe und ich, erwarteten gespannt den Start unserer Reise.

Ende Juli 2011 war es dann endlich soweit. Wir sind wie immer auf der Vogelfluglinie nach Helsingborg gefahren, dann bis Svenstavik in Schweden Richtung Norden und von dort rüber nach Westen, nach Norwegen. Auf diesem Weg haben wir eine Menge Benzingeld gespart, da 1 Liter Diesel in Schweden mehr als 30 Euro-Cent günstiger war, als in Norwegen.

In Steinkjer sind wir trotz hochsommerlicher Temperatur anstatt zum Baden, direkt zur Touristeninformation gefahren, um uns das aktuelle Reisehandbuch zum Kystriksveien zu holen. Dieses Handbuch wird jedes Jahr neu aufgelegt, da es neben touristischen Informationen die aktuellen Abfahrtzeiten der Fähren enthält. Und an der norwegischen Küste gibt es unzählige Fähren. Allein auf dem Kv17 müssen 7 Fähren genommen werden und es kommen noch einige dazu, wenn man zusätzlich die eine oder andere Insel abseits des Kv17 besichtigen will. Und selbst diese Fähren sind in dem Reisehandbuch aufgeführt.

Fazit: Für eine Reise auf dem Kystriksveien ist das kostenlose Reisehandbuch eine feine Sache.

In der Touristeninformation haben wir außerdem noch den aktuellen Routenplan der Hurtigrutenschiffe mitgenommen, damit wir nachlesen können, wann ein Hurtigrutenschiff in einem Hafen auf unserer Strecke anlegt. Dazu dann noch eine Broschüre über Helgeland, so heißt der nördlichere Teil des Gebiets durch das wir fahren werden, und das Buch „Die Küstenstrasse“ von Olav Breen (ein toller Nachname übrigens: Mit breen werden in Norwegen die Gletscher benannt). Das ist ein sehr schönes und informatives Buch für relativ wenig Geld. Es hat uns auf unserer Reise gute Dienste geleistet und ich kann es nur weiterempfehlen.

Bevor wir Steinkjer wieder verlassen haben, sind wir noch kurz zur 1965 erbauten Kirche gegangen, da sie als sehenswert in den Reiseführern beschrieben wird. Leider war die Tür verschlossen. Vor der Kirche lagen viele, viele Rosen um ein Foto herum. Anscheinend wurde mit den Rosen eines Einwohners Steinkjers gedacht, der unter den Opfern des Massakers auf Utoya oder des Bombenanschlags in Oslo gewesen ist.

Anschließend sind wir mit unserem Wohnmobil zum Tingvold Parkhotel gefahren. Neben dem Hotel befindet sich eine Steinsetzung. Unter Steinsetzung ist ein Grab aus früherer Zeit zu verstehen, auf dem Findlinge in Form eines Schiffsrumpfes arrangiert sind.




Und weiter ging unsere Reise, aber nicht zur Kv17, sondern nach Egge, da die Gegend um den Ort Egge in der Zeit der Wikinger, und früher, eine besondere Rolle gespielt hat. Wir sind am Egge Freilichtmuseum, einer Hofanlage aus dem 19. Jahrhundert, vorbei hoch zur Egge Kirche, die auf dem Eggevammen (Vammen=Bergrücken) liegt. Auf dem Eggevammen wurden besonders viele Gräber aus der Eisenzeit gefunden, die auf einer Hinweistafel ausführlich beschrieben wurden.

Von hier oben hatten wir einen tollen Blick auf Steinkjer.




Unsere Fahrt ging dann weiter nach Bardal, wo wir uns Felsritzungen aus der Steinzeit und der Bronzezeit angesehen haben. Das Besondere ist hier, dass sich die Ritzungen aus diesen unterschiedlichen Epochen auf ein und demselben Felsen befinden.




Bis jetzt waren wir noch nicht einen Kilometer auf der Kv17 gefahren. Und nun, wo wir sie endlich erreicht haben, fehlen uns schon die ersten 8 km.

Doch kaum auf der Kv17, verlassen wir sie schon wieder und machen einen Abstecher zur Küste nach Utvorda, zum größten deutschen Küstenfort aus dem 2. Weltkrieg. Auf der Fahrt dorthin haben wir dann kurz nach der Sichtung eines Rudels Hirsche unseren 1. Elch auf dieser Reise gesehen.




Am nächsten Tag sind wir zum Fort gewandert. Es war bedrückend die immer noch im Wald herumstehenden Kanonen zu sehen, die Schützengräben und Bunker.




Es sollte auch die einzige Besichtigung einer derartigen Anlage für uns sein.

Wir waren froh auf dem Rückweg den ersten Seeadler über uns fliegen zu sehen.

Bei schönstem Sonnenschein sind wir danach zurück auf die Kv17 und weiter nach Namsos, wo wir nach einem Blick vom Aussichtsberg Klompen herunter auf die Stadt gleich wieder die Kv17 verlassen haben, um zur Insel Indre Vikna aufzubrechen. Unser erstes Ziel war der Hafen in Rørvik, in dem sich jeden Abend das Nord- und das Süd-gehende Hurtigrutenschiff treffen. Es war toll die beiden Schiffe im Hafen liegen zu sehen, Heck an Bug.




Und da wir schon mal da sind, haben wir am nächsten Tag noch eine Fahrt nach Mellom-Vikna und Ytre-Vikna unternommen, die schmalen Fjorde, die vielen umliegenden Holme und Schären und die vielfältige Flora bewundert. Und natürlich haben uns mal wieder Elche gesehen.


    

    


Auf dem Weiterweg sind wir über Rørvik und den Nærøsundet zurück und auf kurviger schöner Strecke zum Fährhafen Gutvik, unserem 2. Fährhafen auf dieser Tour.




Die Insel Leka war unser nächstes Ziel. Leka soll, und da sind sich alle Reiseführer einig, eine der schönsten und interessantesten Inseln Norwegens sein. Als wir zwischen den Bergen Steinstind und Mannatind durchgewandert sind, kam die Sonne heraus und das Gestein leuchtete, zwar nicht unbedingt rot, eher ockerfarben oder gelb und verzauberte uns.




      


Abends wurde die Beleuchtung noch schöner und von unserem Wohnmobil aus hatten wir mal wieder die schönste Aussicht der Welt.




Schon nach einem Tag haben wir Leka wieder verlassen und sind auf der Kv17 weiter bis zur Fähre Holm/Vennesund gefahren und wollten uns in Vennesund heilendes Wasser aus der Olavsquelle abfüllen. Leider war die Quelle versiegt. Immerhin hatten wir einen schönen Spaziergang an der Küste entlang.

Der nächste Elch ließ zum Glück nicht lange auf sich warten.




Unser nächstes Ziel war der Berg Torghatten, in der Nähe von Brønnøysund. Dieser Berg ist bekannt für ein mehr als 160 m langes und ca. 75 m hohes Loch durch den Berg. Trotz Nieselregens sind wir zusammen mit einigen anderen Touristen zum Loch gewandert, durch den Berg hindurch gegangen und haben auf der anderen Seite auf die Küste herunter gesehen. Es war ein sehr schönes Erlebnis.


    


Als nächstes gab es wieder eine Fährfahrt, dann einige Kilometer Kv17 und schon kam der nächste Fährhafen. Dieser Hafen war jedoch nicht so, wie die Häfen zuvor. Hier gab es ein nett aussehendes Cafe und, wie zu lesen war, die nördlichste Kaffeerösterei der Welt.

Die anstehende Fährfahrt sollte 1 Stunde dauern und um diese trotz Nieselregen so angenehm wie möglich zu gestalten, haben wir unsere MP3 Player mit auf Deck genommen und bei fetziger Musik die Aussicht genossen.

Nach etwas Kultur in Form einer Kirchenbesichtigung, sind wir an der Bergkette „De syv søstre“ (Die sieben Schwestern) vorbei zur Helgelandsbrücke, einer der längsten Schrägseil-Hängebrücken der Welt, gefahren, von der wir gefühlte 1000 Fotos gemacht haben. Auch wir sind der Meinung, dass sie nicht umsonst zur schönsten Brücke Norwegens gewählt worden ist.




(Fortsetzung im Teil 2)

 
 
 

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